Liebig jung

"Alles ist Chemie"

Liebig Wanderaustellung

INFORMATION zur Person Liebig

Liebig
Justus von Liebig (ca. 1860)

Justus Liebig, seit 1845 Freiherr von Liebig (∗ 12. Mai 1803 in Darmstadt; † 18. April 1873 in München), war ein deutscher Chemiker und Professor in Gießen und München.

Justus Liebig wurde als Sohn eines Drogisten und Farbenhändlers in Darmstadt geboren. Schon früh experimentierte er mit den Materialien, die er in der Werkstatt seines Vaters vorfand, und entwickelte dadurch eine starke Neigung zur Chemie. Auch die chemischen Experimente, die von Schaustellern auf Jahrmärkten vorgeführt wurden, weckten sein Interesse, insbesondere die Herstellung von Knallerbsen, bei der er das Knallquecksilber erstmals kennenlernte.

Den Besuch des Ludwig-Georgs-Gymnasiums in Darmstadt beendete er schon in der Sekunda. Einer seiner Lehrer bewertete seine intellektuellen Fähigkeiten mit den Worten: „Du bist ein Schafskopf! Bei Dir reicht es nicht mal zum Apothekenlehrling.“ Tatsächlich brach Liebig eine Apothekerlehre in Heppenheim vorzeitig ab, da er bei seinen privaten Versuchen mit Knallsilber einen Dachstuhlbrand in der Apotheke verursachte.

Er kehrte nach Darmstadt zurück und half seinem Vater in der Werkstatt. Nebenher besuchte er oft die großherzogliche Bibliothek, um sich in der Chemie als Autodidakt aus Büchern und durch private Untersuchungen fortzubilden. Durch Vermittlung seines Vaters begann Justus im Herbst 1819 ein Chemiestudium in Bonn bei Karl Wilhelm Gottlob Kastner, der sein Talent schnell erkannte und ihn als Assistenten in seinem Labor beschäftigte. Als Kastner 1821 einen Ruf an die Universität Erlangen annahm, folgte ihm Liebig, begann dort seine Doktorarbeit „Über das Verhältnis der Mineralchemie zur Pflanzenchemie“ und schloss sich dem Corps Rhenania an. Im März 1822 nahm Liebig, der auch Mitglied der Bonner und Erlanger Burschenschaft von 1820/22 war, an Demonstrationen der freiheitlich gesinnten Studenten gegen die Obrigkeit teil. Als Folge davon wurde er von der Polizei gesucht und musste nach Hause fliehen. Sein Lehrer Prof. Kastner erwirkte wenig später durch seine Fürsprache und Empfehlung beim Großherzog Ludwig I. von Hessen, dass dieser Liebig ein Stipendium zum Studium an der Pariser Universität Sorbonne bewilligte, damals ein führendes Zentrum der Chemie. Hier lernte er bei den Professoren Joseph Louis Gay-Lussac, Thénard und Vauquelin den damals fortschrittlichsten Chemie-Unterricht kennen.

Bald trat er mit eigenen Arbeiten über Knallquecksilber hervor, wodurch der Naturforscher Alexander von Humboldt auf ihn aufmerksam wurde. Auf Grund von dessen Empfehlung an den hessischen Großherzog wurde der erst 21-jährige Liebig im Mai 1824 außerordentlicher Professor für Chemie und Pharmazie an der Universität Gießen; ein Jahr später wurde er ordentlicher Professor. Seine Arbeitsbedingungen spiegelten das bis dahin geringe Ansehen der chemischen Fakultät wider: Sein Gehalt war gering, und für Geräte, Chemikalien, Kohle usw. erhielt er nur minimale Zulagen. So musste er viele dringend benötigte Apparate und Materialien aus der eigenen Tasche bezahlen, um überhaupt lehren zu können. Trotzdem fand er bei den Gießener Studenten auf Grund seiner Lehrmethoden schnell großes Interesse und Zulauf.


Liebig als junger Student 1821
Um seine finanziellen Probleme zu mildern, betrieb er nebenberuflich von 1827 bis 1833 ein privates Institut für Pharmazie und technisches Gewerbe, in dem er zusammen mit den Professoren Hermann Umpfenbach, Friedrich Christian Gregor Wernekink und Georg Gottlieb Schmidt Apothekengehilfen und zukünftige Leiter der technischen Gewerbe ausbildete.

Seine Lehrmethode, seine Entdeckungen und Schriften machten ihn bald in ganz Europa bekannt und berühmt mit der Folge, dass neben vielen Deutschen auch zahlreiche Ausländer, darunter 84 Engländer und 18 Amerikaner, nach Gießen kamen, um Liebigs Vorlesungen über Chemie und Pharmazie zu hören. 1845 wurde er für seine Verdienste mit dem Titel Freiherr geadelt.

Berufungen an die Universitäten Reval 1827, Göttingen 1835, St. Petersburg 1839, Wien 1841, London 1845 und Heidelberg 1851 lehnte er ab, konnte aber jedes Mal durch Bleibeverhandlungen mit dem zuständigen Ministerium seine finanzielle und berufliche Situation verbessern. Als dann allerdings die Universität München durch Professor Max von Pettenkofer wegen einer Berufung bei ihm sondierte, König Maximilian II. von Bayern ihn persönlich einlud und ihm in einer Privataudienz den Bau eines neuen Chemischen Instituts mit daneben liegendem Wohnhaus für Liebig anbot und ihm weitgehende Freiheit in Lehre und Forschung zusicherte, konnte er nicht widerstehen: Er nahm die Berufung an und lehrte ab 1852 dort. Sein Nachfolger in Gießen wurde sein Schüler Heinrich Will. In München wurde er von vielen wissenschaftlichen Vereinigungen im In- und Ausland zum korrespondierenden oder Ehrenmitglied ernannt und erhielt zahlreiche Ehrungen und Orden von regierenden Herrschern der ganzen Welt. Als er den Superphosphat-Dünger entwickelte, war er Mitbegründer der Bayerischen Aktiengesellschaft für chemische und landwirtschaftlich-chemische Fabrikate (BAG), welche ihr Werk in Heufeld (Bayern) hatte und noch heute unter dem Namen Süd-Chemie existiert. Am 15. Dezember 1859 wurde er zum Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tod. 1870 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt München ernannt.

Justus Liebig
Justus von Liebig
Liebig starb am 18. April 1873 in München an einer Lungenentzündung und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 21. April auf dem Münchner Waldfriedhof an der Fürstenrieder Straße zu Grabe getragen. Sein Grab ist heute auf dem Alten Münchner Südfriedhof im Glockenbachviertel zu finden.

Mit seiner Frau Henriette Moldenhauer war er seit 1826 verheiratet und hatte fünf Kinder, darunter den Mediziner Georg von Liebig und den Agrarwissenschaftler Hermann von Liebig sowie die Töchter Agnes (verheiratet mit dem Philosophen Moritz Carrière) und Johanna (verheiratet mit dem Chirurgen Carl Thiersch). Zu seinen Nachfahren gehören des weiteren der Genetiker Max Delbrück (Urenkel) und die Frauenrechtlerin Agnes von Zahn-Harnack (Urenkelin).

 

 

 

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